Kreisverkehr Rems-Murr 2030

Veröffentlicht am 23.10.2017 in Kreistagsfraktion

Mit diesem durchaus mehrsinnigen Motto hat die SPD-Kristagsfraktion zu einem so genannten FutureLab in die Schorndorfer Künkelinhalle eingeladen. Es galt nach Wegen zu suchen, wie man drohende Fahrverbote in der Region Stuttgart vermeiden kann.

Nachstehend als Presseecho ein Bericht der Waiblinger Kreiszeitungvom 23.10. 2017.

 

 

Wünsch dir was für den Verkehr im Jahr 2030


Die Kreis-SPD lud zu einem Verkehrsforum / Thema: „Mobilität 2030 – Zukunft Verkehr an Rems und Murr“

Von unserem Mitarbeiter Thomas Milz

Schorndorf. Der Wahlkampf ist vorbei. Die Wahl verloren. Die alten Themen brennen weiter. Die SPD im Kreis leckt derweil nicht ihre Wunden, sondern macht sich schnell wieder an die Arbeit. Verkehr bleibt ein die Region umtreibender Diskussionsstoff. Deshalb ein „Future-Lab“ beim Verkehrsforum in der Künkelinhalle. „Wie stellen wir uns die Zukunft der Mobilität vor“, fragte der SPD-Kreisvorsitzende Martin Kaufmann. Guter Verkehr, so wurde deutlich, ist vor allem auch eine soziale Frage.


Mit dem Verkehrsforum wolle die Kreis-SPD, „erstmals in dieser Form einen zukunftsorientierten Blick auf das Jahr 2030 richten“, erklärte Martin Kaufmann. Zwar sei es wichtig, beim Verkehr nicht nur über das Auto zu reden, „wir sind hier aber auch ein Autoland und stolz auf eine so starke Industrie, leiden aber unter dem Verkehr“. Daher sei es wichtig, „andere Lösungsansätze zu finden.“


Für Jürgen Hestler ist „Verkehr ein Riesenthema bei den Leuten“. Steht 2030 das Ende des Verbrennungsmotors an, fragte der Kreisvorsitzende, und gibt es Alternativen zu Fahrverboten? Als Top-Thema im Kreis machte er den Nord-Ost-Ring, den Ausbau des ÖPNV („momentan nicht attraktiv) aus: „Wie ist das Kreiskrankenhaus in Winnenden angebunden?“


Hestler lud deshalb zunächst die Teilnehmer des Verkehrsforums zu einer „Fantasiephase“ ein und forderte sie auf, untereinander Vorstellungen zu formulieren, wie der Verkehr hier im Rems-Murr-Kreis in 13 Jahren, also bis 2030, aussehen könnte oder sollte. Dabei sollten sie sich keine Beschränkungen auferlegen. Die Vorgabe sei: „Alles ist machbar, alles ist finanzierbar.“

2030: „Fahrpreise gegen null“


Und so gab es denn rege Gespräche an den Tischen und nach einer halben Stunde konnte eine lange Liste, ein „Wünsch-dir-was“ für den Verkehr 2030 zusammengestellt werden. Gefordert wurde unter anderem: Güterverkehr auf die Schiene. Keine Giga-Laster. Murrbahn zweigleisig. Jede menge Fahrgemeinschaften. Wohnen und Arbeiten beieinander. Fahrpreise tendieren gegen null. Alles ist ideal vernetzt und gut getaktet. Radschnellwege flächendeckend ausgebaut. Autos sind umweltfreundlich. S-Bahn hervorragend ausgebaut. Car-Sharing selbstverständlich. Bürgerbusse. Busse haben Oberleitung. S 21 ist gestorben. Alle Straßen in gutem Zustand und in öffentlicher Hand. S 2 nach Welzheim. Luftreinhaltewerte sind endlich eingehalten. Barrierefreiheit. Weniger Verkehr - mehr Mobilität. Nach diesen Fantasieausflügen verknüpfte der Verkehrsexperte Joseph Michl von der Arg Nord-Ost die Wünsche mit einer kühlen Analyse der derzeitigen Verkehrspolitik.

Auto-Industrie geht bald Licht aus


„Wir haben Probleme mit dem motorisierten Individualverkehr, und die sind mittlerweile existenziell“, so Michl. Im Zentrum steht der CO2-Ausstoß. „Bei dessen Reduktion muss der Verkehrssektor mitmachen, sonst erreichen wir das Klimaziel nicht.“ Und was mache die Politik? „Nach wie vor jede Menge Straßen.“ Die Emissionen sind in Baden-Württemberg sogar gestiegen, erklärte Michl. Mit dem Nord-Ost-Ring würde dem Verkehr eine attraktive Route geöffnet. Fatal fürs enge, windarme Remstal, wo sich wie in Stuttgart die Feinstaub-Emissionen stauen würden.


Ausbau der Straßen? „Mit den zusätzlichen Spuren wächst der Stau mit.“ Und was ist mit der Hoffnung auf das E-Auto? „Das Thema“, so Michl, „ wird an der deutschen Autoindustrie vorbeigehen. Die E-Autos werden woanders gebaut werden. Und dann geht bei unserer Autoindustrie das Licht aus.“ Aber wie viel Verkehr brauchen wir überhaupt, fragte Michl und stellte fest: „Das Auto schafft sich die Strukturen, zu deren Bewältigung es nötig ist.“ Ein Teufelskreis mit, wie deutlich wurde, Folgen von großen sozialpolitischen Ausmaßen. Etwa, wenn in unseren Städten die Menschen „zwangsmotorisiert werden“, um einen außerhalb liegenden Supermarkt zu erreichen, was „hohe Kosten und Umweltlasten für Bürger und Staat“ bedeutet.


Die größten Verkehrsverursacher, so Michl, sind der Freizeit- (35 Prozent) und der Einkaufsverkehr (18 Prozent). „An dieser Schraube muss gedreht werden!“ Dabei seien in den vergangenen Jahrzehnten die Mobilitätsfaktoren (wie zurückgelegte Wege und Reisezeit) „erstaunlich konstant“ geblieben. Nur: „Wir erreichen dasselbe mit einem immer höheren Verkehrsaufwand. Das muss anders werden. Daran müssen wir arbeiten.“ Zunehmender Verkehr bedeute auch größeren Flächenverbrauch. Auch durch staatliche Parkplatzverordnungen, die Michl als heimliche Subventionen für den Individualverkehr ausmachte, zu denen es nichts Vergleichbares für den Bereich des ÖPNV gebe. Und wer hat ein Interesse, dass das Verkehrssystem immer schneller wird? „Die Konzerne, die von Steuergeldern subventioniert zentralisieren und fusionieren, setzen dadurch Leute frei, und produzieren Arbeitslose.“ Mithin: extreme soziale Nebenwirkungen einer verfehlten, nicht am öffentlichen Wohl orientierten Verkehrspolitik.


Abschließend forderte der verkehrspolitische Sprecher der Kreis-SPD, Klaus Riedel, „keine neuen Straßen, bestehende Straßen qualifizieren und instand halten“. Als „Riesenchance“ sieht er die Remstal-Gartenschau, „um eine alternative Mobilität zu entwickeln“. Alle Orte müssten mit Fahrrädern und Öffentlichem Nahverkehr bei einem einheitlichen Tarifsystem erreichbar sein. „Da muss das eine oder andere nachhaltig sein und bleiben.“

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