aus: WKZ v. 4.3. 2022
Von unserem Redaktionsmitglied Nils Graefe
Der SPD-Altkanzler und Lobbyist für russisches Öl und Erdgas kriegt massiven Gegenwind aus seiner Partei wegen des Ukraine-Kriegs Rems-Murr.
aus: WKZ v. 4.3. 2022
Von unserem Redaktionsmitglied Nils Graefe
Der SPD-Altkanzler und Lobbyist für russisches Öl und Erdgas kriegt massiven Gegenwind aus seiner Partei wegen des Ukraine-Kriegs Rems-Murr.
Der Vorstand des Leutenbacher SPD-Ortsvereins hat sich einem Antrag des SPD-Kreisverbands Heidelberg angeschlossen, der den Parteiausschluss von Altkanzler Gerhard Schröder fordert, wenn dieser nicht seinen Aufsichtsratsposten in russischen Staatsunternehmen aufgibt. Was halten andere in der Rems-Murr-SPD davon? Im Antrag heißt es, „die demokratischen Staaten müssen zusammenstehen und klar benennen, wer Kriegstreiber ist. Die SPD als Friedenspartei hat hier eine klare Haltung, die von allen SPD-Größen unterstützt werden muss.“ Sollte Schröder dem nicht nachkommen, sei ein Parteiausschlussverfahren zu prüfen – die Verteidigung und Unterstützung eines Kriegsverbrechers wie Wladimir Putin sei nicht mit der Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vereinbar.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gernot Gruber sieht das differenzierter: „Ich bin seit Jahren unglücklich darüber, dass Altkanzler Gerhard Schröder mit seiner Regierungserfahrung sehr gut bezahlte Lobbyarbeit macht, wenngleich dass viele andere auch machen. Gerhard Schröder hat die russische Regierung und Staatschef Putin lange falsch eingeschätzt. Positiv ist, dass Schröder den russischen Angriffskrieg verurteilt hat. Schröder hat auch der Ukraine zu Recht vorgeworfen, Fehler gemacht zu haben – dadurch, dass sie das von Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine verhandelte Minsker Abkommen (2015) nicht einhalten wollte.“ Altkanzler Schröder habe sich in Deutschland und in der SPD zwar politisch ins Abseits gestellt, sagt Gruber, „angesichts seiner klaren Verurteilung des russischen Angriffskriegs und seiner Verdienste, etwa beim mutigen Nein gegen den Irak-Krieg, bin ich aber als Sozialdemokrat gegen einen Parteiausschluss.“ Als besorgter Bürger dieses Landes denke er, so Gruber, auch daran, „dass es wichtig sein kann, noch Politiker zu haben mit einer kleinen Chance, Einfluss auf Putin zu nehmen, um einen Atomkrieg zu verhindern. Gut fände ich es, wenn Schröder den Verbleib in seinen sehr gut bezahlten Positionen davon abhängig macht, dass Russland zu einem Waffenstillstand und zu Verhandlungen bereit ist.“
Jürgen Hestler, hat Gerhard Schröder eine persönliche Botschaft geschickt: „Ich habe dies als dienstältester Kreisvorsitzender im Lande getan. Ich bin jetzt doch seit 28 Jahren im Amt. Ich habe in der Botschaft Gerhard Schröder aufgefordert, unverzüglich seine Aufsichtsratsposten bei Rosneft und Nord Stream niederzulegen, die Nominierung für den Aufsichtsrat von Gazprom aus Protest gegen den völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine zurückzuweisen und sich von Wladimir Putin noch deutlicher zu distanzieren.“ Demokratische Staaten müssten zusammenstehen und klar benennen, wer Kriegstreiber sei, sagt Hestler. Rosneft und Gazprom und British Petroleum Die Mineralölfirma Rosneft ist mehrheitlich eine russische Firma. Der zweitwichtigste Anteilseigner, der britische Konzern British Petroleum (BP), hat inzwischen den Verkauf seiner Anteile angekündigt. Nord Stream und Gazprom sind russische Unternehmen mit deutschen Tochtergesellschaften. Auch Hestler lobt in seinem Schreiben an Schröder, dessen Rolle bei der Ablehnung des Irak-Kriegs: „... Gerade weil Du als Bundeskanzler mit Deiner Weigerung, im von den USA mit vielen Fake-News inszenierten Irak-Krieg 2003, sich in die „Koalition der Willigen“ einzureihen, in dieser Frage eine hohe moralische Autorität hast. Du hast Deutschland aus einem völkerrechtswidrigen Krieg herausgehalten. Dafür gebührt Dir große Anerkennung. Die Achtung, die Du damals als Friedenskanzler erworben hast, sollte Dir eine Verpflichtung sein, jetzt alles dafür zu tun, den verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Deine persönlichen Kontakte zu führenden Kreisen in Russland können noch einmal wichtig werden. Nicht nur Kanzler Scholz hat dazu aufgerufen, den Gesprächsfaden zu Russland nicht abreißen zu lassen. Auch das ist Friedenspolitik.“ Hestler schließt seinen Brief mit den Worten: „Lieber Gerd, sag dem Putin und seiner Clique, ihr seid auf einem verbrecherischen Weg und ich will mit dieser Politik nichts mehr zu tun haben.“
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